ZMO Mainz | 22.02.2024
Thomas Mann- ein Schwergewicht in der Literatur, in der geistig-politischen Auseinandersetzung überhaupt. Der Schauspieler Peter Blum hat sich den Zauberberg herausgesucht, Thomanns Manns spätes Werk.
„Fülle des Wohllauts“ nennt er seine Lesung im ZMO. In der Tat hören wir die rauschhafte Begeisterung, mit der Hans Castorp der neuen Errungenschaft, dem Grammophon, lauscht. Er beschützt und behütet die Platten vor dem Missbrauch, dem Desinteresse und möglicher Beschädigung durch seine Mitpatienten in dem Sanatorium, hoch über der Welt. Castorp begegnet in der Musik aller Coleur und Herkunft dem Großen und Wahren; seiner eigenen Seele. Seitenlang schildert das Thomas Mann.
Und dann der Bruch. Nach sieben Jahren in der Ebene angekommen, findet sich Castorp auf dem Schlachtfeld wieder. Und in der Tat, hier wird geschlachtet: der Mensch, die Liebe, das Schöne , kurz alle Humanität, alle Ästhetik.
Kann er sie noch verteidigen, wenn er das letzte Lied, das das Grammophon hergab, sich verwundet mühsam vorwärts schleppend, leise vor sich hin summt: „ Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum…“ Hoffnung oder Abschied, eigener oder gesellschaftlicher – was ist das ?
Peter Blum rezitiert Thomas Manns subtilen, ausgefeilten Text mit einer adäquat modulierten Stimme, die alle Gedankenverästelungen verdeutlicht, den Zuhörer ergreifend, obwohl hier nirgendwo von einer fesselnden Handlung die Rede sein kann. Hier bewährt sich der Schauspieler. Dazu untermalen ausgesuchte Musikstücke die geschilderten Textpassagen.
Dass diese Lesung in dem besonderen Ambiente des ZMO Buchstabensalons stattfindet, verleiht ihr nochmal eine besondere Harmonie von Text, Vortrag und Umgebung.